Über

Artist Statement

Irena Pejčić thematisiert Intimitäten. Die Künstlerin erzählt Geschichten über das Fragile, das Unwiederbringliche der Vergangenheit. Momente, die uns durch die Finger gleiten, Erinnerungen, geprägt von Emotion, Trauma und Verletzlichkeit. Durch ihre künstlerische Praxis verleiht Pejčić dem Abwesenden, dem Verlust und den feinen Nuancen des Menschseins eine Form. Ihre Skulpturen und Performances sind Meditationen über Zeit, Verkörperung und das Zusammenspiel von persönlichem und kollektivem Gedächtnis.
 
Ihre Arbeitsweise ist in der Body Art verankert. Die Darstellung des Körpers dient dabei sowohl als Medium als auch als Botschaft. Der Körper wird räumlich und skulptural ins Zentrum ihrer Arbeit gerückt. Es entstehen Installationen und Objekte, die physische wie emotionale Resonanz erzeugen. Indem sie den Körper zum Objekt der Reflexion macht, kehrt sie gewohnte Perspektiven um und fordert die Betrachtenden auf, sich der Unmittelbarkeit und Verletzlichkeit körperlicher Existenz zu stellen.
 
Pejčić’s Arbeit ist stark performativ geprägt. Bewegung, Geste und Material formen eine eigenständige visuelle Sprache. Diese performative Qualität bildet den Kern ihrer künstlerischen Handschrift, die sich durch einen hohen Wiedererkennungswert auszeichnet. Wiederholung, subtile Variationen und physische Abdrücke verbinden ihre Werke mit Ritual und Erinnerung. Sie arbeitet vorrangig mit Gips. Ein Material, das die Fragilität und Flüchtigkeit ihrer Themen einzufangen vermag. Gips erlaubt es ihr, Momente einzufrieren, Spuren zu bewahren und das Bruchhafte zu thematisieren. Risse, Leerräume und Unvollkommenheiten werden nicht verborgen, sondern bewusst gezeigt. Auf diese Weise konfrontieren ihre Skulpturen nicht nur die Betrachtenden, sondern auch die sozialen und politischen Realitäten, aus denen sie hervorgehen.
 
Pejčić’s Biografie ist untrennbar mit ihrer künstlerischen Herangehensweise verbunden. Sie lebt und arbeitet derzeit in Wien, Österreich. Geboren wurde sie im ehemaligen Jugoslawien, dem heutigen Bosnien-Herzegowina. Im Alter von zwei Jahren kam sie nach Österreich. Aus einer Region, geprägt von Krieg, Vertreibung und komplexen historischen Narrativen. Das Aufwachsen im Spannungsfeld zwischen einer vom Krieg gezeichneten Heimat und der Sicherheit eines neuen Landes formte ihren Blick und prägt ihre Arbeit bis heute. Pejčić’s Kunst wird zu einem Raum, in dem diese Gegensätze aufeinandertreffen: Trauma und Heilung, Verlust und Zugehörigkeit, Fragilität und Widerstandskraft.

© Jolly Schwarz

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